Canto entwickelt Cumulus nicht mehr weiter
Anfang August 2021 hat Canto die Bombe platzen lassen und verkündet, dass die DAM-Lösung Canto Cumulus nicht mehr weiterentwickelt wird. Das ist insbesondere deswegen sehr schade, weil dadurch auch die beinahe schon "sagenumwobene" Version 12 nicht mehr veröffentlicht wird. Mit Version 12 sollten eine Menge Punkte verbessert werden. Für Cumulus 11, aktuell ist hier die Version 11.1.6, wird es auch nur noch sogenannte Wartungs-Releases geben. Neue Features werden also nicht mehr eingebaut. Es sollen nur noch "echte" Bugs behoben werden. Auch die Anpassung an neue Betriebssysteme soll es nicht mehr geben. Erste eigene Tests mit Cumulus 11.1.6 auf Windows 11 (final) und Mac OS Monterey (Beta) verliefen aber positiv. Cumulus scheint zumindest noch ein Weilchen benutzt werden zu können. Etwas Entspannung scheint es zumindest beim Cumulus Adobe-InDesign-Client zu geben, denn hier hat Canto mittlerweile zumindest angedeutet, dass es eine Unterstützung für zukünftige Adobe InDesign-Versionen geben soll - zumindest bis Ende 2022 bzw. 2023. Cumulus und Cumulus-Optionen können nur noch bis zum 1.9.2021 erworben werden.
Der Produkt-Support für die Cumulus Workgroup-Edition endet am 31.12.2022 und für die Enterprise-Edition endet er ein Jahr später, also am 31.12.2023. Selbstverständlich kann Cumulus auch nach diesen Zeitpunkten weiter benutzt werden - falls man nicht die Media Delivery Cloud (MDC) als Content Delivery Network (CDN) für seine Website oder seinen eShop einsetzt. Die MDC wird für Enterprise-Kunden am 31.12.2023 "abgeschaltet". Für diese Nutzer ist daher ein Wechsel auf eine alternative DAM-Lösung unbedingt notwendig. Für Nutzer der MDO, also der lokal installierten Media Delivery on Premise-Lösung von Canto Cumulus, besteht diese Notwendigkeit nicht.
In allen Fällen muss man sich aber die Frage stellen, wie es langfristig weitergehen soll. Canto selbst bietet seit rund 6 Jahren eine reine Cloud-Lösung als Alternative an. Allerdings handelt es sich bei Canto Flight, wie es Anfgangs noch hieß, und heute nur noch "Canto" genannt wird, um eine komplett eigenständige DAM-Lösung. Die Konzepte und Umsetzung unterscheiden sich bei Canto Cumulus und Cumulus grundlegend. Daher ist auch ein Wechsel von Canto Cumulus zu Canto mit einigem Aufwand verbunden. Zudem gibt es doch Einiges bei Canto in der Cloud zu beachten:
- Canto ist eine native Cloud-Lösung, die bei Amazon läuft - dadurch aber auch flexibel skalierbar ist
- Canto wird nur als Software as a Service (SaaS) angeboten und kann somit nur noch gemietet werden
- Die Lizensierung wurde von "concurrent" auf "named" Licenses umgestellt, es wird nun also für jeden Account eine Lizenz benötigt - egal ob dieser benutzt wird oder nicht
- Das Berechtigungs-Konzept basiert auf Ordnern und einem Freigabe-Status an der Datei, die flexiblen Live-Filter für Rollen, sowie individuelle Zugriffrechte für Datensätze, Kategorien und Felder gibt es nicht mehr
- Zumindest aktuell können die Ordner und Alben nur einsprachig genutzt werden
- Individual-Programmierungen sind ausgeschlossen
Alles in Allem wirkt Canto nun viel aufgeräumter und leichter zu bedienen. Allerdings scheint der Fokus klar auf den Bedürfnissen der Marketing-Abteilungen zu liegen. Wer seine Daten zudem mehrsprachig präsentieren möchte, muss zumindest derzeit mit ein paar Einschränkungen vorlieb nehmen:
Einige der bis zur Veröffentlichung vorgelagerten Prozesse scheinen uns bei Canto in der Cloud aber leider aus dem Blick geraten zu sein. Für den produktiven Alltag scheint uns Canto daher nur mäßig geeignet zu sein. Letztendlich muss man sich auch die Frage stellen - und das betrifft nicht nur Canto in Cloud - wie weit man sich mit einer gemieteten Lösung in der Cloud, in die Abhängigkeit des jeweiligen Anbieters begeben möchte. Natürlich haben Cloud-Lösungen aber auch Vorteile:
- kein Wartungsaufwand für die Hardware
- kein Wartungsaufwand für die Software
- potenziell schnellerer Zugriff für Externe
Der Trend geht ohnehin bei immer mehr Lösungen zur Cloud und zum Mietmodell. Ob das der richtige Weg ist, ist schwer zu beurteilen. Aus der Sicht der Hersteller ist dieser Trend natürlich gut, denn dadurch stabilisieren sich die jährlichen Einnahmen - was durchaus auch einen positiven Effekt auf die Weiterentwicklung einer Software haben kann. Auf der anderen Seite liefert man sich aber auch den Herstellern aus, denn ein Wechsel der Software wird dadurch nicht leichter, insb. wenn es um mehrere Terabyte an Daten geht, die dann in der Cloud liegen und ggf. erneut "umziehen" müssten. Auch die Kosten muss man genau untersuchen und vergleichen. Die "Bequemlichkeit" der Cloud spiegelt sich in der Regel auch in den Kosten wieder. Und ob man seine evtl. sensiblen Daten aus der Hand geben möchte, muss man auch berücksichtigen. Bei reinen "Marketing"-Lösungen wird dieser Punkt meist als nicht so relevant angesehen, da hier argumentiert wird, dass diese Inhalte ja eh publiziert werden. Allerdings enthält das DAM vermutlich diese Daten auch schon bevor die Veröffentlichung ansteht.
Wir stehen dieser Entwicklung eher kritisch gegenüber und bevorzugen daher Lösungen, die zumindest gekauft werden können und im Idealfall sogar den wahlweisen Betrieb on Premise oder in der Cloud anbieten. Die Verlockung ist im ersten Moment groß beim Hersteller zu bleiben und von Cumulus auf Canto SaaS in der Cloud zu wechseln. Da aber Cumulus und Canto SaaS quasi außer dem Hersteller nichts gemein haben, lohnt sich auf jeden Fall der Blick auf alternative Produkte, die zum einen im eigenen Netzwerk betrieben werden können, echte File-Server unterstützen und gekauft werden können. Eine dieser Alternativen ist cavok von der Firma PEAK-14 in Darmstadt - und da uns das Produkt von seiner Flexibilität überzeugt hat, haben wir uns entschlossen cavok-Partner zu werden.